Still, still: Psychothriller (German Edition) by Hannah Sophie

Still, still: Psychothriller (German Edition) by Hannah Sophie

Autor:Hannah, Sophie [Hannah, Sophie]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783838756578
veröffentlicht: 2014-05-15T22:00:00+00:00


19

MONTAG, 29. SEPTEMBER 2003

Nach dem Treffen mit Simon fühle ich mich noch schlechter. Ich parke den Wagen und bereite mich seelisch darauf vor, das große, kalte weiße Gebäude zu betreten, das angeblich mein Zuhause ist. Vivienne steht am Fenster von Florence’ Kinderzimmer und beobachtet mich. Sie zieht sich nicht zurück, als sie merkt, dass ich zu ihr hochsehe. Winken oder lächeln tut sie auch nicht. Ihre Augen sind wie zwei perfekt konstruierte Suchgeräte, die meinen Weg die Zufahrt hinauf verfolgen.

Als ich die Tür öffne, ist sie in der Halle, und ich begreife nicht, wie sie so schnell dorthin gelangt sein kann. Vivienne schafft es, überall zu sein, und doch habe ich noch nie beobachtet, dass sie sich beeilt oder irgendwie angestrengt hätte. David steht hinter ihr und schaut beflissen zu. Er sieht mich nicht einmal an, als ich eintrete. Nervös leckt er sich die Lippen und wartet darauf, dass seine Mutter zu sprechen beginnt.

»Wo ist das kleine Wesen?«, frage ich, denn ich höre keine Babygeräusche, nur Schweigen, das durch das Haus dröhnt. Eine hohle, schreiende Stille. »Wo ist sie?« Panik schwingt in meiner Stimme mit.

Keine Antwort.

»Was habt ihr mit ihr gemacht?«

»Alice, wo warst du?«, fragt Vivienne. »Ich dachte, wir hätten keine Geheimnisse voreinander, du und ich. Ich habe dir vertraut, und ich dachte, du vertraust mir.«

»Wovon redest du überhaupt?«

»Du hast mich angelogen. Du sagtest, du würdest in die Stadt fahren, um einen Einkaufsbummel zu machen.«

»Ich habe nichts gefunden, das mir gefiel.« Meine Lüge war erbärmlich schlecht, das erkenne ich jetzt. Als könnte ich in meinem gegenwärtigen aufgelösten Zustand auch nur an Shoppen denken. Vivienne hat meine Geschichte vermutlich sofort durchschaut.

»Du warst auf dem Kommissariat, nicht wahr? Dieser Polizist hat angerufen. Detective Constable Waterhouse. Ist es wahr, dass du ihm erzählt hast, dein Handy wäre gestohlen worden?« Sie legt eine angewiderte Betonung auf das vorletzte Wort.

»Ich wollte wirklich einkaufen gehen«, sage ich und überlege rasch. »Aber dann war mein Handy nicht in meiner Handtasche …«

»Detective Constable Waterhouse sagte, du wärst hysterisch gewesen. Er macht sich große Sorgen um dich. Wie ich auch.«

Trotz steigt in mir auf wie eine Fontäne. »Heute Morgen war das Handy noch in meiner Handtasche, und ich habe es nicht herausgenommen! Also muss es einer von euch beiden gewesen sein. Ihr habt kein Recht, meine Sachen zu nehmen, ohne mich zu fragen! Ich weiß, ihr glaubt beide, ich sei krank im Kopf, und Simon glaubt das auch, aber sogar Kranke haben ein Recht darauf, dass ihnen ihre Besitztümer nicht gestohlen werden!«

»Simon«, zischt David, sein einziger Beitrag zu dem Gespräch.

»Alice, hörst du nicht selbst, wie irrational das klingt?«, fragt Vivienne sanft. »Du verlegst etwas, und sofort rennst du zur Polizei. Ich habe dein Handy in deinem Zimmer gefunden, kurz nachdem du gegangen warst. Niemand hat dir etwas weggenommen.«

»Wo ist das kleine Wesen?«, frage ich wieder.

»Eins nach dem anderen.« Vivienne hat noch nie an den natürlichen Fluss eines Gesprächs geglaubt. Als Kind gehörte es zu ihren Hobbys, für jedes Abendessen im Familienkreis eine schriftliche Tagesordnung zu erstellen. Sie, ihre Mutter



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